Frühes Leben und Ausbildung
Joseph John Campbell wurde am 26. März 1904 in White Plains, New York, geboren. Er war das erste Kind von Charles William Campbell und Josephine Lynch Campbell, einem Paar irisch-katholischer Herkunft. Seine frühe Faszination für die Kultur und Mythologie der amerikanischen Ureinwohner wurde bei Familienurlauben in den amerikanischen Westen geweckt, wo er auf indianische Artefakte stieß. Dieses Interesse an Mythen und Geschichten sollte sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen.
Campbell besuchte die Canterbury School in New Milford, Connecticut, und später das Dartmouth College. Er wechselte jedoch bald an die Columbia University, wo er 1925 einen BA in englischer Literatur und 1927 einen MA in mittelalterlicher Literatur erwarb. Während seines Studiums reiste Campbell nach Europa, wo er mit den Werken von Carl Jung und Sigmund Freud in Berührung kam, was sein Interesse an Psychologie und Mythen weiter verstärkte.
Karriere und Beiträge
Nach Abschluss seiner Ausbildung lebte Campbell fünf Jahre lang (1929-1934) in Woodstock, New York, wo er sich dem Studium widmete, viel las und seine Ideen über Mythologie entwickelte. Diese Zeit des intensiven Studiums gipfelte in seinem tiefen Verständnis der vergleichenden Mythologie.
1934 begann Campbell am Sarah Lawrence College zu unterrichten, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1972 blieb. Seine Lehrtätigkeit ermöglichte es ihm, seine Ideen zu verfeinern und sie einem breiteren Publikum zu vermitteln. In dieser Zeit lernte er auch Jean Erdman, eine Tänzerin und Choreografin, kennen und heiratete sie 1938.
Der Durchbruch gelang Campbell mit der Veröffentlichung von „Der Held mit den tausend Gesichtern“ im Jahr 1949. In diesem bahnbrechenden Werk führte er das Konzept des „Monomythos“ oder der „Heldenreise“ ein, ein narratives Muster, das seiner Meinung nach den Mythen verschiedener Kulturen weltweit gemeinsam ist. Die Reise des Helden umfasst Etappen wie den Ruf zum Abenteuer, das Überschreiten der Schwelle, die Prüfung und die Rückkehr mit einem Segen. Dieses Werk hat Schriftsteller, Filmemacher und Wissenschaftler stark beeinflusst, darunter auch George Lucas, der Campbells Arbeit als eine wichtige Inspiration für „Star Wars“ bezeichnete.
Campbell fuhr fort, seine Ideen in späteren Werken zu erforschen und zu erweitern, darunter die vierbändige Serie „The Masks of God“ (1959-1968), die die mythologischen Strukturen verschiedener Kulturen untersuchte. Er ist auch Autor von „The Power of Myth“, einer Sammlung von Gesprächen mit dem Journalisten Bill Moyers, die 1988 posthum veröffentlicht wurde und zu einer beliebten PBS-Fernsehserie wurde.
Philosophie und Einfluss
Joseph Campbell hat die Bedeutung von Mythen für das Verständnis der menschlichen Erfahrung hervorgehoben. Er glaubte, dass Mythen als Leitfaden für die innere Funktionsweise der menschlichen Psyche dienen und Einblicke in unsere Wünsche, Ängste und Bestrebungen gewähren. Sein berühmter Satz „Follow your bliss“ (Folge deinem Glück) bringt seine Überzeugung auf den Punkt, dass jeder das verfolgen sollte, was ihn wirklich inspiriert und erfüllt.
Campbells interdisziplinärer Ansatz, der Literatur, Anthropologie, Psychologie und Religionswissenschaft miteinander verbindet, setzte einen neuen Standard für das Studium der Mythologie. Seine Ideen fanden auch außerhalb der akademischen Welt Anklang und beeinflussten verschiedene Bereiche wie Literatur, Film und Psychologie. Zu den namhaften Persönlichkeiten, die von Campbell beeinflusst wurden, gehören George Lucas, Jim Morrison und viele zeitgenössische Autoren und Geschichtenerzähler.
Ansichten zur Spiritualität
Joseph Campbells Ansichten über Spiritualität wurden durch sein umfangreiches Studium der Weltmythen und -religionen tief beeinflusst. Er verstand Spiritualität nicht als Bekenntnis zu einer bestimmten religiösen Doktrin, sondern als eine tiefe persönliche Reise. Nach Campbell sind Mythen symbolische Darstellungen der universellen menschlichen Erfahrung und helfen dem Einzelnen, sich mit dem Transzendenten zu verbinden.
Campbell glaubte, dass wahre Spiritualität eine innere Reise beinhaltet, die er in seinen Werken als die „Heldenreise“ bezeichnete. Diese Reise ist eine Metapher für die Suche des Einzelnen nach Sinn, Selbstentdeckung und Transformation. Er argumentierte, dass Mythen einen Fahrplan für diese innere Reise liefern, indem sie durch ihre Symbole und Erzählungen Weisheit und Führung bieten.
Für Campbell ging es bei der Spiritualität darum, den eigenen Weg zu finden und eine persönliche Verbindung mit dem Göttlichen oder dem Universum zu erfahren. Er ermutigte die Menschen, ihre Glückseligkeit zu suchen und ihr zu folgen, d.h. den Aktivitäten und Beschäftigungen, die ihnen Freude und Erfüllung bringen, um sich mit ihrer wahren Bestimmung und der größeren kosmischen Ordnung in Einklang zu bringen.
Campbell stand einer dogmatischen Religion kritisch gegenüber, die seiner Meinung nach das persönliche spirituelle Wachstum durch die Auferlegung starrer Glaubenssätze und Praktiken behindern könnte. Stattdessen plädierte er für einen eher individualistischen und erfahrungsorientierten Ansatz der Spiritualität, bei dem die persönliche Erfahrung und innere Offenbarung im Vordergrund stehen.
Vermächtnis
Joseph Campbell verstarb am 30. Oktober 1987 in Honolulu, Hawaii, aber sein Vermächtnis bleibt bestehen. Sein Werk ist nach wie vor ein Eckpfeiler in der Erforschung der Mythologie und ihrer Bedeutung für das moderne Leben. Die Joseph Campbell Foundation, die 1990 von seiner Witwe Jean Erdman und seinem langjährigen Herausgeber Robert Walter gegründet wurde, bewahrt und fördert sein Werk und stellt sicher, dass auch künftige Generationen Zugang zu seinen Erkenntnissen über die Kraft des Mythos und der Spiritualität haben und sich von ihnen inspirieren lassen können.
Joseph Campbell Beliebteste Bücher
„Der Held mit den tausend Gesichtern“ (1949) – Dieses bahnbrechende Werk führt das Konzept des „Monomythos“ oder der „Heldenreise“ ein, ein universelles Muster, das in Mythen aus aller Welt zu finden ist.
Die Serie „Die Masken Gottes“ (1959-1968) – Diese vierbändige Serie erforscht die Mythologien verschiedener Kulturen. Zu den Bänden gehören „Primitive Mythologie“ (1959), „Orientalische Mythologie“ (1962), „Okzidentale Mythologie“ (1964) und „Schöpferische Mythologie“ (1968).
„The Power of Myth“ (1988) – Dieses Buch basiert auf einer Reihe von Interviews mit dem Journalisten Bill Moyers und befasst sich mit den Themen und Bedeutungen der Mythologie und ihrer Bedeutung für das moderne Leben.
„Myths to Live By“ (1972) – Eine Sammlung von Essays, die untersuchen, wie Mythen unser Leben und unsere Gesellschaft beeinflussen und formen.
„The Inner Reaches of Outer Space: Metaphor as Myth and as Religion“ (1986) – Dieses Buch untersucht die Beziehung zwischen Mythologie, Wissenschaft und Religion.
„Pathways to Bliss: Mythology and Personal Transformation“ (2004) – In dieser posthumen Veröffentlichung wird erörtert, wie die Mythologie den Einzelnen auf seiner persönlichen Reise zu Sinn und Erfüllung führen kann.
„The Flight of the Wild Gander: Explorations in the Mythological Dimension“ (1969) – Eine Sammlung von Essays über mythologische Themen und ihre Bedeutung.
„Historical Atlas of World Mythology“ (1983-1989) – Dieses mehrbändige Werk ist zwar unvollständig, zeigt aber die mythologischen Traditionen der verschiedenen Kulturen im Laufe der Geschichte auf.
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